BUND Kreisgruppe Segeberg

Was ist Fracking?

(c) Verena Peters

Es gibt Vorkommen von Erdöl und Erdgas, die im Gestein gebunden sind. Diese Kohlenwasserstoffe lassen sich nicht konventionell fördern. Eine häufige Methode, sie dennoch aus der Erde zu bekommen, ist das Hydraulic Fractioning („hydrauliches Aufbrechen“). Bei diesem kurz auch Fracking genannten Verfahren wird in großen Mengen ein Gemisch aus Wasser, Sand (ca. 5%) und chemischen Zusätzen (0,5 – 2%) über Bohrlöcher unter hohem Druck in die öl- bzw. gasführende Gesteinsschicht gepresst. Dadurch wird das Gestein aufgebrochen. Der Sand hält die entstandenen Risse so weit offen, dass die Kohlenwasserstoffe hindurch strömen können. Die chemischen Zusätze unterstützen das Trennen der Rohstoffe vom Gestein.

In den USA wurden beim Fracking von 2005-2009 ca. 43 Millionen Liter solcher Additive verwendet, von denen etwa die Hälfte im Boden verblieben ist. Auch der Wasserverbrauch ist enorm. Pro Bohrloch rechnet man mit ca. 10 Millionen Litern. Da von einem Bohrloch aus nur ein begrenzter Bodenbereich gefrackt werden kann, sind viele Bohrungen nötig, um die Vorkommen weitgehend ausbeuten zu können. Regionen, in denen intensives Fracking betrieben wird, gleichen einem Schweizer Käse.

 

Fracking im Kreis Segeberg?

Im Kreis Segeberg werden in der Tiefe größere Mengen gebundener Kohlenwasserstoffe, v.a. in Form von Erdöl, vermutet. Bevor man Maßnahmen zu ihrer Förderung ergreift, müssen diese Vorkommen zunächst gefunden und näher untersucht werden. Diese Aufsuchung erfolgt über mehrere Jahre mit seismischen Verfahren und Explorationsbohrungen. Dafür beantragen interessierte Firmen beim Land eine Genehmigung für bestimmte Regionen (Erlaubnisfelder) und stecken damit sozusagen ihren Claim ab. Den Kreis Segeberg berühren drei solcher Aufsuchungsgebiete. Für die Erlaubnisfelder Elmshorn und Bramstedt hatte das Land  Genehmigungen für die kanadische Firma PRD-Energy erteilt, für das Erlaubnisfeld Leezen interessierte sich die norwegischen Firma Central Angia SA.

Die Namen der Claims sind zwar mit Orten verbunden, das Explorationsgebiet geht aber weit über die namengebenden Städte und Gemeinden hinaus. Nimmt man alle drei Erlaubnisfelder zusammen, dann ist fast der ganze Kreis Segeberg betroffen.

 

Warum ist der BUND gegen das Fracking?

Die Erkundung der Erdschichten ist noch nicht besorgniserregend, problematisch wird es erst, wenn die entdeckten Kohlenwasserstoffe gefördert werden sollen.

Von den eingesetzten Chemikalien bleibt ein großer Teil im Boden zurück. Der Rest befindet sich im wieder nach oben gedrückten Abwasser. Die beim Fracking verwendeten Stoffe sind jedoch keine harmlosen Substanzen, sondern viele sind gesundheitsschädlich, einige stark giftig und andere krebserregend. Außerdem sorgen sie dafür, dass das in der Erde verbleibende Lagerstättenwasser  stark salzhaltig ist. Da sie sich auch im Abwasser befinden, ist dieses ebenfalls problematisch. Hinzu kommen noch Stoffe, die aus dem Erdreich gelöst werden. Hierzu gehören z.B. giftige Schwermetalle und radioaktive Substanzen.

Die Energiekonzerne betonen immer wieder die Unbedenklichkeit des Frackings und verharmlosen die Gefahren. Viele Experten sehen das anders und warnen vor möglichen negativen Folgen: Verunreinigung des Grundwassers, Verunreinigung von Oberflächengewässern durch Abwasser, Migration der eingebrachten Chemikalien in andere Schichten, Unfälle beim Abtransport der Rohstoffe, Vibrationen beim Bohren und Fracken sowie die Gefahr des Auslösens von Erdbeben.

Wie real diese Probleme sind, zeigt die Samtgemeinde Bothel im Landkreis Rotenburg in Niedersachsen. Die Umgebung des Ortes weist eine hohe Zahl von Gasförderanlagen auf. Dabei wird etwa 75% des Gases mit Hilfe des Fracking-Verfahrens aus der Tiefe geholt.

Auffällig ist, dass das Krebsregister Niedersachsens für die 8000 Einwohner Bothels im Zeitraum von 2003 bis 2012 eine deutlich erhöhte Rate an Krebsfällen aufweist. Ungewöhnlich sind auch die vielen Fehl- und Totgeburten und die hohe Tumorrate bei Hunden und Pferden. Zudem sind Risse in den Hauswänden in Bothel keine Seltenheit.

 

Wie ist die derzeitige Lage im Kreis?

(c) Verena Peters

Nach dem Bekanntwerden der Pläne im Jahr 2014 haben sich sofort Bürgerinitiativen in den betroffenen Regionen gebildet, die von der BUND Kreisgruppe Segeberg unterstützt wurden. Auch auf Landesebene hat sich der BUND intensiv für ein Fracking-Verbot eingesetzt. Dieser massive Widerstand hat zusammen mit fallenden Öl- und Gaspreisen seine Wirkung nicht verfehlt. Die Firmen PRD-Energy und Central Angia SA haben inzwischen kapituliert und ihre Pläne zur Ölsuche im Kreis Segeberg aufgegeben.

Aber wir müssen auf der Hut sein, denn die Ölvorkommen im Kreis könnten neue Begehrlichkeiten wecken. Für uns gilt jedenfalls  auch in Zukunft: Fracking – Nein danke!

 

Weiterführende Links

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Fracking BUND Schleswig-Holstein